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“WIR SIND GEKOMMEN UM IHN ANZUBETEN”
von Pater Dr. Tomislav Pervan OFM


Das ganze vergangene Jahr stand unter obigem Spruch der Weisen, der Sterndeuter, der “Könige” aus dem Morgenland. Zunächst einmal das Jahr der Eucharistie, das mit der Bischofssynode im Oktober zu Ende ging. Die Absicht war, die Katholiken sollten vom neuen Eucharistie und Anbetung entdecken. Das großartige Jugendfestival in Medjugorje Anfang August d. J. und dann der XX. Weltjugendtag in Köln in der zweiten Augusthälfte stand unter demselben Motto: Wir sind gekommen um Ihn anzubeten! Wie die biblische Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland ihren Kulminationspunkt im Sehen und Anbeten des Kindes in der Krippe in Betlehem findet, so führt alles Leben des Glaubens und der Kirche in die Eucharistie hinein, die Quelle und den Höhepunkt unseres Lebens, in ein neues Betlehem, denn Betlehem heißt übersetzt, “Haus des Brotes”. Eucharistie als das göttliche ‘Haus des Brotes’.

Wo ist der neugeborene König der Juden? Die Erzählung hat zwei Blickpunkte: Erstens wird der Blick auf die heidnischen Weisen aus dem Osten gerichtet. Sie haben erkannt, wer da geboren ist: der König der Juden, der messianische König. Zweitens wird der Blick gerichtet auf das Gegenüber vom eben geborenen messianischen König des Gottesvolkes auf der einen Seite und auf der anderen Seite dem regierenden skrupellosen, mächtigen König Herodes. Man ahnt es vielleicht schon: Hier geht es nicht um eine idyllische Geburt und um das, was um eine Geburt herum sich ereignet. Vielmehr sagt Matthäus in ungeschminkter Klarheit, in welche Welt hinein Gott den messianischen König geboren werden lässt: in eine mörderische Welt, wie Matthäus bald erzählen wird, wenn er vom Kindermord zu Betlehem erzählt. Eine mörderische Welt, die auch diese unsere Welt 2005 ist.

In der Darstellung des Matthäus können wir noch mehr erkennen: Die Weisen aus der Ferne fragen: "Wo ist der neugeborene König der Juden?" Die theologischen Autoritäten von damals können ohne viel nachzudenken aus den Prophetenbüchern zitieren und damit den Geburtsort nennen. Aber sie bemerken weder, dass sie selbst die Erfüllung der Prophetie feststellen noch, dass sie mit ihrem Zitieren selber aussprechen, wer der wahre König, wer der wahre Hirte Israels ist: Nämlich der eben Geborene. Sie geben die Hinweise, ohne es zu wollen!

Noch etwas zeigt die Frage der Weisen, die vom König der Juden spricht: Am Ende des Lebensweges des eben Geborenen, oberhalb seines Hauptes, am Kreuz wird ihm sein Titel zugesprochen. Sehr genau hat Matthäus da formuliert - in der Kreuzigungsszene: Jesus von Nazareth, König der Juden. Das Leben Jesu ist bei Matthäus eben von diesen beiden Szenen umrahmt: Am Anfang König der Juden und dann am Kreuz nochmals dieselbe Nennung. Ohne es zu wollen, handelte ein Pilatus prophetisch, indem er jene Inschrift auf dem Kreuz aufstellen ließ. Der König in der Krippe, der König auf dem Kreuz.

Von der Geburt an läuft der Lebensweg auf die Kreuzigung hin. Das ganze Leben hindurch ungekannt und unerkannt, einfach abgelehnt. Seine Gegner wie auch sein eigenes Volk erkennen ihn nicht. Sie kreuzigen ihn. So wenig wie sie ihn am Anfang erkannt haben, so wenig erkennen sie ihn am Kreuz. Der Spotttitel am Kreuz ‘König der Juden’ hat sich in der Geschichte völlig bewahrheitet. Erst vom Kreuz ging dann die Ausstrahlung, vom Baum des Kreuzes kam das Leben in die Welt hinein.

"Ganz Jerusalem" erschrak, formulierte Matthäus. Vor seinem Ende spricht Jesus, als er die Stadt vor sich sah: "Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir gesandt sind. Wie oft wollte ich deine Kinder um mich sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt" (Mt 23,27). In der Tat: Dem Evangelisten ist es wichtig, dass die bisherigen Heiden sich Gott, sich Jesus, dem Messias zuwenden. Der Glaube, von dem Matthäus in seinem Evangelium spricht, hat einen weltweiten Horizont, ist wahrhaft global! Der Emmanuel - der “Gott-mit-uns” vom Anfang des Evangeliums (1,23) wird zu jenem, dessen letztes Wort an die Apostel laut demselben Evangelium heißt: “Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt” (28,20). Emmanuel am Anfang, Emmanuel auch am Ende. So ist unser Gott immer ein Gott mit uns!

Die drei Sterndeuter aus dem Osten sind zu einem langen Weg aufgebrochen, um den Herrn zu suchen, zu finden und anzubeten. Trotz Wohlstand, Besitz und Macht sind sie noch des Aufbruchs, der Suche und der Anbetung fähig. Denn sie sind wach für die Zeichen der Zeit, für die Zeichen in ihrem Leben, die Gott ihnen schenkt. Ganz anders als bei dem schlafenden Jerusalem mit Herodes und dem ganzen Tempelbetrieb. Gott lässt sich hier sehen in einem Stern, der ihrer Aufmerksamkeit für die Wirklichkeit und ihrer Sehnsucht nach dem Größeren nicht entgeht.

Aber auch die Sterndeuter finden nicht sofort, sondern brauchen einen langen Weg, um durch Höhen und Tiefen, durch Meere und Wüsten mit manchen Begegnungen dem Größeren auf die Spur zu kommen. Ihre echte Bereitschaft aufzubrechen und ihr zäher Wille, die Suche nicht aufzugeben, treiben sie an: Wo ist Er, der ganz Neue, dessen Licht, dessen Stern wir gesehen haben? Wo ist Er in unserer Welt, in unserem Leben? Wo und wie können wir Ihn finden inmitten der großen und anziehenden Bilder der Welt, aber auch inmitten des Leidens und der Not, die Menschen durchmachen müssen? Wo ist ER?

Deshalb brechen sie auf, verlassen ihr gewohnte Umgebung, lassen sich auf große Unsicherheiten ein und kommen. Sie kommen, so wie sie sind mit ihren Gaben und Fähigkeiten, ihren Schätzen, aber auch mit Unsicherheiten und Ängsten, mit ihren Fragen und ihrem Suchen. Sie kommen.

Dasselbe geschieht immer auf den Pilgerreisen. Die Pilger kommen, um den ganz Neuen, den ganz Anderen, den Christus zu suchen, zu finden, zu erfahren, anzubeten. Beim zufälligen Spazierengehen in den stillen Abendstunden rund um die Kirche in Medjugorje trifft man Pilger, echte Gottsucher aus aller Welt. An einem einzigen Abend bin ich Menschen aus Neuseeland, Philippinen, Osttimor, Hong-Kong, Korea, Indonesien, Peru, Los Angeles begegnet. All die Menschen kommen nach Europa, in unser Medjugorje, wo Christus, wo Maria aufgeleuchtet ist.

Wir in unserem Leben dürfen nicht Jerusalem, nicht Herodes und nicht die Schriftgelehrten sein, die zwar wissen, wo Christus zu finden ist, aber selbst nicht aufbrechen, sondern wir müssen mit unserem Leben auf Christus hinweisen, oder noch besser gesagt, wir sollen selbst Christus tragen und den Menschen bringen. Wir wollen uns alle auf den Weg begeben, den Weg mit den ‘Königen’ gehen, aufbrechen, suchen und finden, wollen uns orientieren an dem Stern, den Gott uns in Maria zeigt. Wir alle wollen nach Bethlehem gehen, um Christus zu finden, den Mensch gewordenen Gott, den Gott, der nicht in der Ferne und in der Fremde bleibt, sondern uns so nahe kommt, dass er sogar selbst ein Kind, ein Mensch wird.

Wo ist ER? Die Frage von damals hallt durch die ganze Menschheitsgeschichte hindurch. Wir heutige Christen schulden der Welt die Antwort. Wir sind alle aufeinander angewiesen, weil niemand allein seinen Weg mit Christus und mit Gott gehen kann, sondern es eine große Gemeinschaft braucht für den Weg des Glaubens und der Berufung.

Wo die Netzwerke des Hasses, der Gewalt, des Terrors, des Unheils, wo die Netzwerke einer rein wirtschaftlichen Globalisierung übermächtig werden, da ist um so notwendiger das Netzwerk (‘Internet!’) des Gebetes, des Heils und des Friedens, das die weltweite Kirche spannt, verbunden mit allen Christen und allen Menschen guten Willens, die in den Religionen und manchmal auch außerhalb davon auf dem Weg zum größeren Gott sind.

Der Stern Gottes ist noch nicht erloschen, SEIN Stern leuchtet auch heute, und ER lässt sich auch heute finden von denen, die aufbrechen und kommen, IHN zu suchen, zu finden und anzubeten, IHN, Christus, den Mensch gewordenen Gott in unserer Mitte.

Und der Stern? Er gehört zum eben geborenen wahren König der Juden: Wieder formulieren die Weisen genau: "Wir haben seinen Stern aufgehen gesehen." Auf Christus zeigt, zu Christus gehört der Stern, seine Mutter Maria. Maria, seine Mutter, unser Morgenstern, der auf Christus hinweist. Zu Christus gehört immer ein Stern - auch auf unserem Lebenshimmel. Und das ist für uns alle Maria!

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